Die 1920er Jahre sind eine mythenumwobene Dekade der Extreme – geprägt von politischer und wirtschaftlicher Instabilität, tiefgreifenden gesellschaftlichen und medialen Veränderungen und einer enormen Dynamik insbesondere im kulturellen Bereich. „Zeitopern“ und Revuen präsentierten das moderne Großstadtleben auf der Bühne und kreierten neue Rollenbilder, Jazz und Zwölftonmusik forderten auf ganz unterschiedliche Weise die Hörgewohnheiten heraus, die Hyperinflation erschütterte den deutschen Konzertbetrieb und neue Medien wie der Rundfunk veränderten die Distribution und Rezeption von Musik. Das Seminar möchte einen Einblick in die vielfältigen Musikkulturen der 1920er Jahre geben. Dazu werden wir unterschiedliche Entwicklungen im Bereich der »Kunstmusik«, des Jazz, der Popularmusik und der „Volksmusik“ exemplarisch diskutieren und untersuchen, wie diese in das gesellschaftlich und politische Leben der Zeit eingebettet sind. Ein besonderer Fokus soll dabei auf Fragen und Debatten gelegt werden, die uns bis heute beschäftigen: der Umgang mit ökonomischen, politischen und kulturellen Krisen, Identität und Nationalismus, Migration und Exil sowie mit Chancen und Herausforderungen eines rasanten medialen Wandels. Um das weite Feld etwas einzugrenzen, werden wir uns im Seminar vor allem mit Entwicklungen in Deutschland, Frankreich und in den USA befassen. Der genaue Seminarplan wird zu Semesterbeginn mit den Teilnehmenden abgestimmt.