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Was bedeutet es eigentlich, wenn wir von „Musikverstehen“ sprechen? Die philosophischen Auffassungen und Anwendungsbereiche, sogar die Ziele und erkenntnistheoretischen Grundlagen von Hermeneutik sind in der Musikwissenschaft ein kontrovers diskutierter Gegenstand ‒ und dennoch ist hermeneutische Arbeit Teil des Alltags in Forschung, Lehre und anderen beruflichen Feldern von Musikwissenschaftler*innen.

Beispielhaft soll sich dieses Seminar mit unterschiedlichen Klassikern, aber auch mit Alternativansätzen von musikwissenschaftlicher Hermeneutik in einführenden Lektüren befassen, diese am Untersuchungsgegenstand nachvollziehen und letztlich zur Diskussion stellen.

Zu den Inhalten wird die Geschichte der musikalischen Hermeneutik gehören (insbesondere die im deutschen Sprachraum), wobei etwa auf die ideologischen Intentionen hinter dem vermeintlich so unpolitischen Ausdeuten von Musik eingegangen werden soll (Kretzschmar, Schering). Unter ähnlichen Gesichtspunkten sollen auch die (mehr oder weniger als solche etikettierten) Hermeneutiktraditionen der Nachkriegszeit behandelt werden (z.B. Floros, Dahlhaus, Mauser).

Als Gegenpol zu diesen Inhalten soll aber auch die New Musicology (McClary) und ihre oft eklektizistischen Ansätze Thema des Seminars werden ‒ sowie zu guter Letzt der ethnographische Blick (Geertz), der den Textbegriff auf den kompletten erfahrbaren Kontext des Phänomens Musik ausweitet. Auch hier gilt es, Chancen, Risiken und erkenntnistheoretische Schwierigkeiten einer solchen Methode abzuwägen.

Die einschüchternde Breite der Konzeptionen von musikalischer Hermeneutik soll letztlich auf die Punkte reduziert werden, die die Ansätze und ihre Denkweisen fundamental voneinander unterscheiden lassen: Sollen Historiographie, Biographik, Kultur- und Sozialwissenschaft reine Hilfsmittel in dem Versuch bleiben, ein musikalisches Kunstwerk und die Intention seiner Autor*in zu entschlüsseln ‒ oder aber soll die Werkdeutung primär dazu dienen, Rückschlüsse auf die Gesellschaft und kulturelle Identitätskonstruktion zu leisten?


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