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Nach wie vor werden die Leistungen von Komponistinnen mit der Frage abgetan, wo sie denn eigentlich sei, der „weibliche Mozart“ oder der „weibliche Beethoven“. Und obwohl es zahlreiche Beispiele von Komponistinnen in der Musikgeschichte gibt, so gibt es nach wie vor Zweifel an der musikalischen Qualität oder am Umfang ihres musikalischen Œuvres, vor allem im Vergleich mit „Heroen“. Wie bereits Marcia Citron zeigte, sind diese Wertekategorien und Denkmuster dabei natürlich keineswegs kulturell neutral oder unproblematisch, sondern basieren auf Stereotypenbildung, die sich über Jahrhunderte hinweg entwickeln und verfestigen konnte. Auch der Geniebegriff, in der Wissenschaft längst ein kritisch betrachtetes Konzept, ist in den populären Debatten nach wie vor alltäglich in Gebrauch und durch und durch eine Ideologie, welche Kreativität männlich attribuiert und somit komponierende Frauen systematisch benachteiligt. 

Louise Farrenc ist dabei eines von vielen eindrucksvollen Beispielen, die dieses Narrativ widerlegen. Insbesondere ihre Sinfonik belegt, warum sich die intensive analytische Auseinandersetzung mit dem Werk von Komponistinnen lohnt und wieso ein Denken jenseits der vertrauten ästhetischen Kategorien neue musikalische Perspektiven eröffnen kann, sowohl in künstlerischer als auch in wissenschaftlicher Hinsicht. Dieses Seminar versucht daher eine grundlegende analytische Auseinandersetzung mit den Sinfonien und Kammermusikwerken Louise Farrencs und dem kulturellen und (gattungs-)historischen Kontext. Zum einen lohnen die Sinfonien Farrencs aufgrund ihrer großen satztechnischen Raffinesse und motivisch-formalen Planung, auf der anderen Seite sind sie auch Zeugnisse einer Pariser Konzert- und Kammermusikkultur des 19. Jahrhunderts, welche nach ganz eigenen Regeln und Logiken funktionierte und gesonderten Traditionen hatte. 

Institutionen, Akteure und politische Entwicklungen sollen hierbei näher beleuchtet werden. Auch soll die analytische und historische Betrachtung von Louise Farrencs Werken mit den Perspektiven und Ansätzen der Genderforschung reflektiert werden, sodass letztlich auch die Frage nach dem „weiblichen Beethoven“ und die ihr zugrunde liegenden Kategorien entlarvt werden.

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